generationsübergreifende Themen

– oder wie wir auch heute noch die Traumata der (Groß-)Eltern Generation tragen….

In den letzten Jahren ist ein Thema in aller Munde:

Kriegsenkel-Generation, transgenerationale Traumaweitergabe, Familientraumata…

Was genau ist das? Und inwiefern soll der seit über 80 Jahren beendete Krieg noch unser Leben bestimmen? Und wie bitte sollen noch länger zurückliegende Ereignisse mich heute noch berühren? Da war ich doch noch gar nicht geboren!

Warum sollten Erlebnisse der (Ur-)Großeltern auf unser heutiges Sein Auswirkungen haben?

Erst einmal erscheint das nicht logisch. Es ist wichtig, sich anzuschauen, wie in familiären Strukturen mit Traumata umgegangen wird. Solche Erlebnisse werden in den allermeisten Fällen totgeschwiegen, oder sie wurden nur einmal durch Andeutungen erwähnt. Manche der Betroffenen erzählen auch wieder und wieder dasselbe schlimme Erlebnis.

Allen gemeinsam ist: Unsere Vorfahren konnten aufgrund vieler Faktoren ihre Traumata nicht aufarbeiten. Dazu war in der Nachkriegszeit weder Geld noch Zeit. Außerdem waren Therapien gesellschaftlich nicht anerkannt.

Ihnen blieb also nur, die schreckliche Erlebnisse zu verdrängen. Die Folge ist ein Gefühl von Bedrohung, das in der Familie schlummert und weitergegeben wird. „Etwas“ ist da, wird nicht ausgesprochen, bedroht unterhalb der Bewusstseinsschwelle. Dieses „Etwas“ wird durch Äußerungen immer mal hochgeholt, wiederkehrend Glaubenssätze die zum Beispiel aussagen: „Hör auf zu jammern, sei dankbar, dass es Dir gutgeht und arbeite, arbeite, arbeite“ oder auch: „Du bist nicht wichtig, nur die Familie zählt“.

Nachfolgend ein paar Informationen zu Kriegskindern und Kriegsenkeln.

Die Kriegskinder sind Menschen, die Kinder bei Kriegsende waren. Sie wuchsen in einem Gefühl des „dankbar sein müssen, weil überlebt“ auf, mit traumatisierten Eltern, die selber Hilfe gebraucht hätten und aus diesem Grund ihren Kindern keine geben konnten. Oftmals erlebten sie Vertreibung, Hunger, Gewalt bewusst mit oder auch – falls sie noch zu klein waren – auf Unterbewusstseinsebene. Statt Hilfe bekamen die Kriegskinder Ratschläge – manchmal auch Schläge.

Das ganze Familiengefühl war geprägt von Schuldbewusstsein (aufgrund der Nazivergangenheit Deutschlands), Gefühl des nicht-richtig-seins (häufig bei Kindern aus den vertriebenen Ostländern Deutschlands) und der Aufforderung den Mund zu halten und „aufzubauen“. Dabei war „Sparen“ und „Häusle-bauen“ das einzig Wichtige und so wurden alle furchtbaren Erlebnisse dieser Kriegskindern verdrängt und saßen wie ein Stachel tief im Unterbewusstsein.

Das löste Süchte aus (die Sinne vernebeln…), teilweise gewalttätiges Verhalten gegenüber den eigenen Kindern oder auch emotionale Distanziertheit. Bedenke: fühlen war bedrohlich. Diese Kriegskinder haben gelernt, nicht zu fühlen, weil das, was da hochkommt, nicht sein darf. Und so konnten sie oftmals nicht anders, als an den eigenen Kindern das Trauma weiterzugeben….

Die Kriegsenkel betreffen die Geburtszeiten von ca. 1955 – 1980. Je nach Alter der Eltern bei Kriegsende. Diese Generation wuchs mit der Botschaft auf: „Ihr habt es gut!“. Von außen betrachtet war das auch so. Genug zum Essen, kein Krieg, die goldenen 70er und 80er Jahre, alles prima.

Doch genau diese Generation trägt noch immer die vererbten Traumata mit sich herum. Da der Krieg vermeintlich so lange vorbei ist, wird in den traumatisierten Eltern oder dem vergangenen Krieg auch nicht Ursache für die eigenen Probleme gesucht.

Aber gerade hier liegt der Fallstrick! Von Seiten der Eltern wurden Gefühle und Verhaltensmuster nicht erklärt und begründet. Da waren/sind unausgesprochene Dinge in der Schwebe. Nur die Botschaft: Die eigenen Kinder sollen alles anders machen, aber auf keinen Fall etwas fragen. Wie sollten auch ihre Eltern etwas beantworten können, was diese selber nicht bearbeiten konnten, oftmals nicht einmal mehr auf Bewusstseinsebene wissen!?

Und so geht der Kreis weiter….die Kriegsenkel geben an Ihre Kinder das Familientrauma weiter und und und……

Nachfolgend habe ich einige der vielen Verhaltensmuster aufgeführt, die die heutigen Kriegsenkel und deren Kinder an in sich entdecken und nicht erklären können:

  • Wiederkehrende Gefühle von Angst (Panik) die sich nicht aus dem eigenen Leben erklären lassen
  • Parentzifizierung = Die Kinder/Elternrollen tauschen. Die Kinder beginnen ganz früh damit sich um die Eltern zu kümmern
  • Scham- und Schuldgefühl, sich nichts wert fühlen. Kein realistischer Selbstwert. Oftmals bei Kindern von Eltern die vertrieben wurden.
  • Es zu „nichts bringen“. Das kann finanziell sein, oder auch ideell – oder auch nur gefühlt (trotz viel Erfolg).
  • Das Gefühl von tiefer Sehnsucht oder Trauer, das nicht erklärt werden kann.
  • Eigene Probleme klein machen und sich nicht wichtig nehmen.
  • Das Gefühl haben etwas leisten zu müssen, somit ständig in Überarbeitung, ständig in Zeitdruck – oder das Gegenteil: lähmende Starre und nichts schaffen.
  • Bindungsstörungen. Niemals ganz auf jemanden einlassen. Ein Teil bleibt immer in „Hab Acht Stellung“.
  • Kontrolle behalten wollen, sowohl über Dinge als auch über Gefühle, bis hin zu Zwängen – oder das Gegenteil „chaotisch sein“.
  • Gefühlsausbrüche die nicht „logisch“ sind. Das geht von depressiven Episoden bis hin zu gewalttätigen Impulsen.
  • Oftmals großes Interesse an Themen aus der Kriegszeit oder das Gegenteil, es nicht aushalten zu können darüber etwas zu lesen, zu sehen.
  • Sexuelle Probleme (oft durch gewalttätig/sexuelle Erlebnisse die Eltern/Großeltern hatten)
  • Große Verlustängste in vielen Bereichen
  • Und auch hier wieder Süchte…

Diese Liste gibt natürlich nur einen kleinen Einblick in ein großes Thema. Ich hoffe jedoch, dass es verdeutlicht hat, wie sich die Themen nonverbal von Generation zu Generation weitergeben und was dies mit den Betroffenen macht.

Therapeutische Hilfe ist hier sehr hilfreich und oft auch nötig.

Ebenso Familienforschung betreiben und die Ergebnisse mit einem Therapeuten besprechen. Die Gefühle erkennen, und herausarbeiten: „Was ist denn davon eigentlich wirklich meines? Was trage ich für das Familien System?“. Oft ist es schon eine große Erleichterung zu wissen, dass die Themen über die Familienlinie weiter gegeben wurden.

Wenn Sie Interesse haben, Ihr Familien Traumata aufzuarbeiten, oder herauszufinden, ob es eines ist, helfe ich Ihnen gern.

Rufen oder mailen Sie mich an, nur Mut.

Kosten: Beratungssitzung live oder online 90 Minuten = 180 €

Abendtermin ab 18 Uhr, Zuschlag: 30 €

Folgende Interventionen kann ich Ihnen anbieten:

  • systemisches Arbeiten mit dem Familienbrett
  • systemische 7 Generationen Aufstellungsarbeit
  • Genogrammarbeit
  • und natürlich das ausführliche, therapeutische Gespräch